„So wie behauptet können sich die Fälle nicht zugetragen haben“

BVfB-Geschäftsführer kritisiert mangelhafte Recherche der Redaktion „Menschen bei Maischberger“

Scharfe Kritik an der redaktionellen Vorbereitung  der Sendung „Menschen bei Maischberger“ vom 5. Februar 2013 hat der fachliche Geschäftsführer des Bundesverbandes freier Berufsbetreuer (BVfB), Dr. Jörg Tänzer geübt. In einem Brief an die Redaktionen des WDR und der Produktionsfirma Vincent GmbH warf er den Redakteuren vor, die beiden in der Talkshow vorgestellten Betreuungsfälle  nicht ausreichend recherchiert zu haben.

Frau Boldt-Schiffer habe unwidersprochen behaupten können, die Zwangsunterbringung ihrer Mutter unter Polizeipräsenz seien auf Veranlassung der Betreuerin und ohne richterlichen Beschluss durchgeführt worden. Frau Peil will weder gewusst haben, warum sie wegen Nichteignung als Betreuerin abberufen wurde, noch warum die stationäre Pflege ihres Mannes erforderlich gewesen sei. „Wenn dann die Talkshow-Gastgeberin nicht nachfragen kann, weil ihre Redaktion sie nicht mit Hintergrundinformationen über die Fallabläufe versorgt hat, entsteht der Eindruck missbräuchlich agierender Berufsbetreuer, selbst wenn diese tatsächlich völlig rechtmäßig gehandelt haben sollten“, so Dr. Tänzer.

Er warf den WDR-Programmbereichsredakteuren vor, eine Kampagne für den absoluten Vorrang der Angehörigenvertretung zu führen. „Alle WDR-Beiträge zum Betreuungsrecht der letzten Jahre folgen dem gleichen Schema: Angehörige, die nicht oder nicht mehr Betreuer sind, behaupten, dass Berufsbetreuer rechtsmißbräuchlich agieren. Weder Betreuer, noch zuständige Richter oder Behörden kommen zu Wort. Der Zuschauer erfährt nicht, worum es überhaupt geht, insbesondere nicht, warum das Betreuungsgericht so entschieden hat, soll aber Angst vor der angeblich unbegrenzten Macht der Betreuer bekommen und Vorsorgevollmachten errichten“, kritisiert Dr. Tänzer die Darstellungen der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt. Andere Sender, so der NDR, der HR und das ZDF hätten sich in ihren Beiträgen hingegen differenziert mit der Rolle von Berufsbetreuern auseinandergesetzt.