Herausforderungen eines berufsbegleitenden Studiums:

Bericht einer Studierenden der Steinbeis-Hochschule Berlin

Drei Jahre berufsbegleitend Studieren, jeden Monat nach Berlin reisen, Lernen, wissenschaftliche Arbeiten erstellen und das alles neben dem „normalen Alltag“ zwischen Privatleben und Betreuungschaos. Schaffe ich das? Ich zweifelte einige Wochen, bevor der Optimismus überwog und ich mich zum Bachelor-Studiengang „Public Management: Betreuung und Vormundschaft“ an der Steinbeis-Hochschule angemeldet habe.

Anfangs standen die Kosten, also Studiengebühren und Reisekosten, im Vordergrund. Die müssen erst einmal aufgebracht werden. Aber da man mit einem Hochschulabschluss

in die höchste Vergütungsgruppe kommt, gibt man das Geld gern erst einmal aus. Nach fast 10jähriger freiberuflicher Tätigkeit als Berufsbetreuerin mit durchschnittlich 50 Klienten bin ich es einerseits zwar leid, weniger Geld zu verdienen als in meinem früheren Job als Krankenschwester, jedoch mag ich meinen Beruf und möchte ihn noch lange ausüben. Aufgrund der gesetzlichen Vorgaben habe ich mit zwei absolvierten Ausbildungen zur Verwaltungsangestellten und zur Krankenschwester zwar zwei Berufe erlernt, die sich hervorragend für die Tätigkeit als Berufsbetreuerin eignen, jedoch erhalte ich nur den mittleren Vergütungssatz. Und damit sollte nach erfolgreich absolviertem Studium endlich Schluss sein. Das heißt, die Zukunft glänzt mir sonnig entgegen mit mehr als 30% Mehrverdienst für die gleichen Tätigkeiten oder eben weniger Arbeit für die ähnliche Bezahlung wie vor dem Studium. Damit habe ich die Ausgaben für das Studium in 2-3 Jahren nach dem Abschluss wieder rein. Mit weniger Arbeit und mehr Geld könnte ich wesentlich besser „alt“ werden.

So also meine Gedankengänge vor Aufnahme des Studiums. Im Verlauf des Studiums habe ich so viele positive Erfahrungen gemacht, so dass ich mich immer wieder für dieses Studium entscheiden würde. Wie vermutlich bei jedem von uns ist das tägliche Leben so vollgepackt mit Verpflichtungen, dass man sich gar nicht vorstellen kann, woher man noch die Zeit und die Kraft für ein solches Studium nehmen soll. Doch ich habe im Voraus nicht wissen können, welche „Schätze“ sich durch das Studium in Berlin auftun.

Es beginnt damit, dass sich die bisher gesetzten Prioritäten auf eine sehr konstruktive und wie ich finde sehr gesunde Art und Weise verschieben. Durch das Studium müssen manche Dinge neu geordnet und Prioritäten überdacht werden. Das schafft neue Energien und Betrachtungsweisen des eigenen Umgangs mit Zeit, Arbeitsorganisation usw. Im privaten Bereich müssen mir nahe stehende Personen Verständnis dafür aufbringen, dass sich die Kontaktintervalle ändern, dass ich mir weniger Zeit nehmen kann für bisher Eingefahrenes. Diese Prioritätenverschiebung passiert automatisch und ich empfand es als sehr positiv, alte Wege hinterfragen zu müssen, die Wertigkeiten neu zu überdenken, mich selber kritisch auseinander zu setzen mit dem, wie ich bisher gelebt und gearbeitet habe und wie ich es jetzt ändern muss, um das Studium erfolgreich zu meistern.

Hinzu kommt der hohe Wert des kollegialen Austausches mit anderen Betreuern aus ganz Deutschland. Meine Kommilitoninnen und Kommilitonen waren alle beruflich mit der „Berufsbetreuerei“ beschäftigt und es gab von Anfang ein großes Interesse am Anderen, dessen Arbeit, dem Austausch von Erfahrungen – letztlich fand bei allen Berlin-Wochenenden kollegiale Supervision in verschiedenster Form statt. Dies halte ich für uns – die wir sehr oft als Einzelkämpfer tätig sind – für absolut wertvoll, ja gar unverzichtbar. Die Themen des Studiengangs sind in erster Linie direkt auf das Berufsbetreuerdasein zugeschnitten. In diesen 3 Jahren habe ich keinerlei andere Fortbildung besucht, weil wir in quantitativer und vor allem qualitativer Hinsicht durch Inhalte und Referenten auf hohem Niveau und den neuesten Gesetzesinhalten geschult worden sind.

Ich habe von Anfang an die Gerichte und Betreuungsbehörden, mit denen ich zusammen arbeite, über meine Studienteilnahme informiert und stieß auf Verständnis, Respekt und Interesse.

450 von Nürnberg nach Berlin zu überwindende Kilometer sind kein Pappenstiel. Jedoch hat diese bunte, verrückte und so anders als Nürnberg seiende Hauptstadt mich angeregt, aufgeregt, inspiriert, verführt (Klamotten, Konzerte, herrlichste Kulinarexzesse), meinen Horizont erweitert und meine Liebe zum Leben wieder aufgefrischt.

Wir bedanken uns herzlich bei unserer Studentin Jutta Roggenwallner für die persönlichen Einblicke.
Nähere Informationen zum Studium erhalten Sie auf unserer Internetseite http://www.aoev.de/Studium/Bachelor/Betreuung-Vormundschaft oder telefonisch unter 030 / 814698-50.