Frau Eff, Berufsbetreuerin… ist nicht kreditwürdig
Auch Frau Eff hat ein Privatleben und da stand bis vor kurzem ein schöner, dicker Röhrenfernseher. Der hat nun den Geist aufgegeben und zehn Jahre, nachdem der letzte Klient einen Fachbildschirm angeschafft hat, hielt auch im Hause Eff die Modernität Einzug. Da das neue Teil HD kann, beschloss ich, den Fernsehempfang zukünftig über die Telekom zu buchen, statt über HD-loses DVB-T. Man ist ja der Sklave der Verbesserungen.
Das Beratungsgespräch im Telekom-Laden auf der Fußgängerzone war recht erfolgreich, wurde mir doch mit Fernsehempfang eine geringere Grundgebühr in Aussicht gestellt, als bei dem uralten Vertrag, den ich seit Jahr und Tag ungeprüft verlängere. Tolle Sache, dann mal los, wollte ich den neuen Vertrag gleich im Laden unterschreiben.
Da zögert der Berater, zieht die Augenbrauen hoch und sagt, er müsse mal telefonieren, da sei ein rotes Blinklicht, das bedeute: Bonitätsabteilung kontaktieren. Ich höre ihn am Telefon murmeln und nachfragen, bevor er mir verkündet, dass die Bonitätsabteilung der Telekom ihm jeglichen Vertragsabschluss mit mir untersage. Sobald mein jetziger Vertrag auslaufe, sei die Geschäftsverbindung zwischen mir und der Telekom sowieso für immer beendet. Als ich etwas geschockt nach der Begründung frage, sagt er: „Eine Begründung müssen wir ihnen keine geben“.
Widerstand in verzwickten Situationen gewohnt, kann Frau Eff eine solche Abfertigung nicht hinnehmen. Ich verlange also den Filialleiter. „Steht vor ihnen“, sagt der Mann. „Hören Sie zu“, sage ich ihm. „Ich habe keine Schulden, keine Ratenverträge, keine Einträge im Strafregister, nichts. Wenn Sie nicht sofort herausfinden, was da los ist, bekomme ich extrem schlechte Laune. Bitte rufen Sie Ihre Kollegen noch einmal an und fragen Sie nach dem Grund für das rote Lämpchen.“ Tut er dann auch, der Herr Filialleiter, und als er nicht weiterkommt und verzagt den Vorgesetzten des Kollegen verlangt, habe ich eine Idee und rufe ihm zu: „Ich arbeite als rechtliche Betreuerin. Fragen Sie mal nach, ob die in Ihrer Bonitätsabteilung vielleicht etwas verwechselt haben!“
Um es kurz zu machen: Hatten sie. Frau Eff ist mit Geburtsdatum und Adresse als unter Betreuung stehend mit Einwilligungsvorbehalt in allen Vermögensangelegenheiten gespeichert. Und nicht nur das. Kleinlaut gibt der Telekom-Mann zu, dass man diese Informationen weitergeben habe an andere, denen man sich freundschaftlich beziehungsweise geschäftsmäßig verbunden fühle. Er rät mir, in den nächsten Tagen nicht zu versuchen, irgendwo einen Handyvertrag abzuschließen oder ein Auto zu leasen. Kleinlaut erlässt er mir schon mal die Einrichtungsgebühr für den Fernsehanschluss, während er darauf wartet, dass die Kollegen die Einträge ändern und das Signal von Rot auf Grün springt. Das dauert, klappt aber schlussendlich.
Ich erfahre dann, dass ich nicht die erste Betreuerin bin, die Opfer diese Verwechslung wurde. Einer Kollegin wurde schon zweimal der Anschluss stillgelegt, nachdem ein Betreuter seine Rechnung nicht bezahlt hatte. Eine andere wurde ähnlich behandelt wie ich.
Wirklich gespannt bin ich, wie meine Schufa-Auskunft ausfallen wird, die ich heute angefordert habe. Ein Test im Vodafon-Laden eine Woche später hat zumindest ergeben, dass ich dort jeden Vertrag und jedes Handy bekommen hätte. Aber das muss nichts heißen, wie wir ja von unseren Klienten wissen.