Frau Eff, Berufsbetreuerin… und die Ablehnung
Die geistig behinderte Betreute Frau R. hasst mich. Das ist nicht nur eine unwillige Antipathie, da ist richtig Power hinter. Sie kann nicht mit mir in einem Raum sein, sie regt sich furchtbar auf, wenn ich nur anrufe und sie setzt alle Hebel in Bewegung, um mich loszuwerden. Unterstützt wird sie dabei von ihrer Tochter, ihrer Schwester und etlichen Mitgliedern ihres Akkordeonorchesters. Die sagen ihr alle immer wieder, dass ihre bescheuerte Betreuerin sie bevormundet und bestiehlt. Interessanterweise sind das genau die Vorwürfe, die ich gegen die Verwandten und die Akkordeonspielerinnen erhebe. Alle diese fürsorglichen Menschen sehen die gute Rente von Frau R. auf deren Konto glitzern. Und sie sehen noch eine viel größere Versuchung: Frau R. hat keine negativen Schufa-Einträge. Dies führt dazu, dass die nette Frau R. immer mal wieder hier 50 Euro verleiht, dort ihr Konto für eine Internetbestellung zur Verfügung stellt, Handyverträge für andere abschließt oder sich dazu überreden lässt, Sammelbestellerin für den Otto-Versand zu werden. Etliche Leute, die in der Geschäftswelt keinen Kredit mehr bekommen, bekommen den nun von Frau R. Die wiederum hat keine Ahnung, was da im Einzelnen passiert, weil sie weder lesen, schreiben noch rechnen kann.
Die ganze Situation zu beurteilen ist meiner Ansicht nach nicht ganz so einfach, wie es scheint. Frau R. kommt nämlich mit ihrem Geld aus. Ich lasse ihr die Verfügung über ihr Konto, um sie nicht unnötig zu gängeln, und greife nur ein, wenn offensichtlich mal wieder jemand sie ausnimmt wie eine Weihnachtsgans. Per Online-Banking sehe ich ja, was auf dem Konto passiert. Dass sie Bargeld verleiht oder verschenkt, könnte ich auch bei wöchentlichen Geldauszahlungen nicht verhindern.
Frau R. sieht das mit dem Geld so: Es ist ihr Geld und sie kann damit machen, was sie will. Ihr macht es null komma nix aus, wenig Geld für Lebensmittel und Bekleidung zu haben. Sie hilft ihrer Familie und ihren Freunden gerne und macht Geschenke wie der Karnevalsprinz. Ich sage zu ihr „Sie erkaufen sich Zuneigung und Freundschaft“ und Frau R. sagt „Na und?! Das ist doch meine Sache, wenn ich das gut finde“. Womit sie so Unrecht nicht hat.
Letztens ist die Sache ziemlich eskaliert. Jemand aus dem Akkordeonorchester hatte Frau R. dazu überredet „ihr einen Handyvertrag zu machen“, wie sie es ausdrückte. Die Aktion schlug sich mit über 600 Euro auf Frau R.s Konto nieder. Der Vertrag konnte von mir schnell storniert und abgewickelt werden. Ich war aber so sauer auf die hinterlistige Musikerin, dass ich ihr mit einer Strafanzeige gedroht habe. Das hat sie brühwarm Frau R. erzählt, die sofort zu einem Anwalt gerannt ist, um mit dessen Hilfe zu verhindern, dass ich die Betrügerin anzeige.
Frau R.s letzte Maßnahme im Kampf gegen die rechtliche Betreuung war die Heirat von Herrn V. Ihre (und Herrn V.s) Idee war es, dass er als Ehemann die Betreuung übernehmen kann. Herr V. ist auch im Akkordeonorchester und hochverschuldet. Nachdem der Ehemann dem Amtsgericht einen Antrag auf Übernahme der Betreuung geschickt hatte, die vor lauter Rechtschreibfehlern kaum lesbar war, kam es wieder mal zu einer Anhörung in der Sache. Wie bei allen anderen Anhörungen in den letzten Jahren schlug der Richter einen Wechsel zu einem anderen Berufsbetreuer vor. Frau R. war dagegen, weil es ihr nicht um meine Person geht, sondern grundsätzlich um die Betreuung. Laut schimpfend und türeknallend hat sie das Gericht verlassen und wahrscheinlich zuhause ein bisschen Akkordeon gespielt.