Frau Eff, Berufsbetreuerin… und die Geschenke
Bevor ich darüber berichte, dass ich meinen Klienten schon mal etwas schenke, möchte ich den lieben Kollegen gleich Recht geben, die das unprofessionell finden. Ja, ich weiß, kein Rechtsanwalt und kein Arzt beschenkt seine Patienten, auch weil das ein klares, thematisch begrenztes Zuständigkeitsgebiet verwässern würde und ein falsches Zeichen wäre. Ein überreichtes Geschenk könnte bedeuten: Ich erwarte ein Gegengeschenk, wir haben nicht nur ein professionelles, sondern auch ein persönliches Verhältnis zueinander, ich bin nicht Deine Unterstützung gegen Bezahlung sondern Deine Freundin o.ä. Das alles gilt es zu vermeiden. Wir als Betreuer werden ja schon in genug private Sachen hineingezogen. Da heißt es, Distanz wahren und keine falschen Hoffnungen wecken.
Und doch. Wenn es im Sommer ganz heiß ist, bringe ich Frau P. einmal im Jahr ein Eis mit. Ich komme dann mit zwei dicken Bechern Eis mit Sahne zu ihr und wir löffeln das schweigend. „Das wär‘ doch nicht nötig gewesen“, sagt Frau P. „Nee“, sage ich „nötig nicht, aber lecker“.
Zum Wohnungseinzug habe ich Frau B. etliches an Geschirr und Haushaltswaren geschenkt. War bei uns übrig und musste sowieso aussortiert werden.
Wenn ich Marmelade koche, bekommen einige Betreute ein kleines Glas zum Probieren. Alte Fahrräder meiner Schwiegereltern, einen Rucksack, ein Bilderlexikon, ein altes Telefon und vieles mehr habe ich schon verschenkt. Verabrede ich mich mit Klienten im Cafe, übernehme ich meistens die Rechnung. Ich hatte zum Glück nie den Eindruck, als würde dies missverstanden oder würde zu hohe Erwartungen wecken.
Kürzlich habe ich etwas gefunden, was ich bald mal verschenken könnte, was aber auch gut von den Klienten selbst gekauft werde kann. Manchmal ist man ja in der Situation, dass Betreute eigenes Geld verdienen, aber nicht so recht wissen, wofür sie es ausgeben sollen. Hier mein Tipp:
Der Persen Verlag bietet in der 5. Auflage Kochbücher an, die das Wichtigste per Foto vermitteln und ansonsten in einfacher Sprache verfasst sind (Thoma-Heizmann / Strobel: Einfach Kochen nach Fotos, 2012, Band 1 + 2, je 29,90 EUR). Auf den ersten Blick ist es etwas irritierend, das dort zum Beispiel haarklein auf 13 Fotos erklärt wird, wie man eine Dose Rotkohl zubereitet oder wie man mit „Knorr-Fix“-Fertiggewürz eine Spaghettisauce zubereitet. Wer aber mal erlebt hat, wie hilflos gerade Menschen mit geistiger Behinderung in der Küche stehen, wird den Sinn schnell begreifen. Die Fotoanleitungen sind jahrelang von Fachlehrern für Sonderpädagogik getestet worden und orientieren sich auch bei den Gerichten am Geschmack vieler Klienten. Beide Bücher enthalten zusätzlich eine CD mit deren Hilfe auch Einkaufslisten erstellt oder ganze Menüs zusammengestellt werden können.
Weil man mit kleinen Geschenken nicht immer weiter kommt, mit Humor aber auf jeden Fall, habe ich mir auch das Buch mit dem interessanten Titel „Humor als Intervention, die Betreuung verändert. Spaß mit Menschen, die mit einer geistigen Behinderung leben“ besorgt (Mieke Janssens, 2010 dgvt-Verlag Tübingen, 14,80 EUR). Das Buch ist in erster Linie für die direkte, pädagogische mit Arbeit geistig Behinderten gedacht. Es ist gut geschrieben und erläutert die wichtigsten Aussagen mit anschaulichen Fallbeispielen. Besonders bemerkenswert fand ich, dass die Autorin nicht müde wurde, zu betonen, dass die Arbeit mit Humor eine sehr ernste Angelegenheit sein kann. Wir finden oft Dinge lustig, über die unsere Klienten nicht lachen können. Sie zeigt aber auf, dass auch in angespannten und aggressionsgeladenen Situation durch eine humorvolle Bemerkung eine Eskalation vermieden werden kann. Wie man durch einen Witz oder eine paradoxe Bemerkung allen Beteiligten eine kleine Auszeit ermöglicht, oder die Außensicht der Situation. Die Autorin bleibt allerdings nicht ausschließlich beim Thema Humor, sondern driftet immer weiter in grundsätzliche Fragen der Behindertenpädagogik ab. Trotzdem hat mir die Lektüre Spaß gemacht und einige Ideen für festgefahrene Situationen gegeben.